Im Fall des vergifteten Kremlkritikers Alexej Nawalny haben zwei weitere Speziallabore in Frankreich und Schweden einen Nervengift-Kampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe als Ursache festgestellt. Dies teilte die deutsche Regierung am Montag mit.
Weiter hiess es, dass Deutschland die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OVCW) eingeschaltet habe. Deren Experten haben demnach ebenfalls Proben von Nawalny entnommen, die nun durch Referenzlabore untersucht werden sollen.
Erklärung zum Fall #Nawalny: Die Bundesregierung hat die @OPCW in die Analyse von Beweismitteln einbezogen. Außerdem haben zwei weitere internationale Labore den Nachweis eines Nervenkampstoffes aus der Nowitschok-Gruppe als Ursache der Vergiftung erbracht. pic.twitter.com/oCZ0SAqyzV
— Steffen Seibert (@RegSprecher) September 14, 2020
Nawalny wird in Berlin behandelt. Der 44-Jährige gilt als einer der schärfsten Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin.
«Wir erneuern die Aufforderung, dass sich Russland zu den Geschehnissen erklärt», sagte Regierungssprecher Steffen Seibert zu den neuen Befunden: Die deutsche Regierung stehe mit ihren europäischen Partnern «in engem Austausch zu weiteren Schritten».
Nawalny kommt ohne Beatmung aus und kann aufstehen
Nawalny muss unterdessen nicht mehr beatmet werden und kann sein Krankenbett zeitweise verlassen. Sein Gesundheitszustand habe sich weiter verbessert, und er werde zunehmend mobilisiert, teilte das Berliner Klinikum Charité am Montag mit.
Grosser Druck auf Russland
Nawalny war am 20. August auf einem Flug in Russland zusammengebrochen und in eine Klinik in Sibirien gebracht worden. Später wurde er auf Drängen seiner Familie in die Charité verlegt. Die deutsche Regierung teilte nach Untersuchungen in einem Spezial-Labor der Bundeswehr mit, sie sehe es als zweifelsfrei erwiesen an, dass Nawalny mit dem Kampfstoff Nowitschok vergiftet worden sei.
International ist der Druck auf Moskau gross, in dem Fall selbst zu ermitteln. Nach Ansicht der deutschen Bundesregierung hat Russland ausreichend Informationen für eigene Untersuchungen. «Russland verfügt über alles Notwendige, um Ermittlungen durchzuführen», sagte Seibert in der vergangenen Woche.
In der Erklärung Berlins heisst es, man habe mit Frankreich und Schweden weitere europäische Partner um eine unabhängige Überprüfung des deutschen Nachweises anhand erneuter Proben von Nawalny gebeten. «Die Ergebnisse dieser Überprüfung durch Speziallabore in Frankreich und Schweden liegen nunmehr vor und bestätigen den deutschen Nachweis», teilte Seibert mit.
«Unabhängig von den noch laufenden Untersuchungen der OVCW haben damit nun bereits drei Labore unabhängig voneinander den Nachweis eines Nervenkampfstoffes aus der Nowitschok-Gruppe als Ursache der Vergiftung von Herrn Nawalny erbracht.»
Moskau reagiert verärgert
Moskau hatte vergangene Woche verärgert auf Aufforderungen reagiert, Ermittlungen einzuleiten. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte der Staatsagentur Tass zufolge, andere Länder sollten Russland nicht sagen, welche rechtlichen Schritte wann und auf welcher rechtlichen Grundlage einzuleiten seien. «Das gefällt uns nicht», sagte er.