Saturday, July 27, 2024
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Einwendungen Gegen S4-Ausbau: Gemeinden Kritisieren Alte Baupläne


Die S4 soll künftig Bad Oldesloe mit Hamburg verbinden. Doch viele Gemeinden kritisieren die Bahn für Planungsmängel. Allein die Stadt Ahrensburg hat im laufenden Planfeststellungsverfahren etwa 70 Einwendungen eingereicht – und kritisiert, dass die Pläne vor fast 20 Jahren gemacht wurden.

Zum Baustart der S4 vor zwei Jahren kam der damalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) extra nach Hamburg. Rund 1,8 Milliarden Euro sollen die zwei Gleise und die fünf neuen Bahnhöfe für den Ausbau der Strecke kosten. Die S4 soll einmal Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) mit Hamburg verbinden. Für den dritten Planungsabschnitt bei Ahrensburg (Kreis Stormarn) geht jetzt die Einwendungsphase für Träger öffentlicher Belange zu Ende. Und es gibt offenbar Planungsmängel bei der Bahn. Die Stadt Ahrensburg hat ein 67-seitiges Papier eingereicht, die Stadt Bargteheide (Kreis Stormarn) hat auf 27 Seiten ihre Einwände zusammengefasst.

Ahrensburg: Baupläne zum Teil fast 20 Jahre alt

In ihren Einwendungen kritisiert die Stadt Ahrensburg unter anderem veraltete Stadt- und Bebauungspläne der Bahn. Die Pläne wurden demnach vor fast 20 Jahren gemacht und seitdem nicht mehr überholt. In ihren aktuellen Plänen rechne die Bahn beispielsweise mit Freiflächen, um Baugeräte und -wagen abzustellen, die inzwischen bebaut seien, so die Stadt Ahrensburg. Die Stadt fordert eine Neuplanung des Bahnhofs Ahrensburg-West. Dass Fahrgäste über eine vielbefahrene Straße zwischen U- und S-Bahn laufen sollen, sei nicht akzeptabel und gefährlich für den Straßenverkehr, heißt es.

Ein weiterer Punkt in den Einwendungen Ahrensburgs bezieht sich auf die Lärmschutzwände. Bisher gibt es nur eine mündliche Zusage der Deutschen Bahn, dass die etwa sechs Meter hohen Wände durchsichtig sein sollen. Das Problem: Bisher gibt es diese Wände nur im Labor der Bahn, eine Zulassung dafür steht noch aus. Deshalb seien sie noch nicht in den Planungsfeststellungsunterlagen zu finden, heißt es von der Bahn. Die Stadt Ahrensburg mahnt außerdem an, dass es für die Bereiche zwischen den durchgängigen Lärmschutzwänden keinen Flucht- und Rettungsplan für die Strecke gibt.

Auch die Gemeinde Delingsdorf (Kreis Stormarn) nördlich von Ahrensburg hat eine Erklärung mit Einwänden eingereicht. Auf Gemeindegebiet sollen Rangiergleise für einen besseren Takt gebaut werden. Entsprechende Lärmschutzkonzepte gebe es dafür aber nicht, heißt es von den Gemeindevertretern.

Bargteheide kritisiert alte Verkehrskonzepte

Zu alte Pläne und keine modernen Verkehrskonzepte – das kritisiert auch die Stadt Bargteheide. Sie reichte gegen die Planfeststellungsunterlagen Anfang November ihre Einwände ein. Für den Ausbau auf der Ostseite des Bahnhofs kämen auf die Stadt erhebliche zusätzliche Baumaßnahmen zu, heißt es da. Die Kosten dafür würde die Deutsche Bahn nicht tragen. Und ein schon jetzt von Radfahrern und Fußgängern genutzter Tunnel am Bahnhof würde zu einem Unfallrisiko. Gegenvorschläge seien ignoriert worden.

Planfeststellungsverfahren dauert lange

Seit 2012 wird an den 36 Kilometern zwischen Hamburg und Bad Oldesloe geplant. Nach Beratungen, Prüfungen, Anhörungen und Überarbeitungen, wurde 2016 der erste Planfeststellungsbeschluss für den Bauabschnitt in Hamburg ausgestellt. Die ersten Bagger rollten 2020. Inzwischen seien in Hamburg zwischen der Station Hasselbrook und der Claudiusstraße 13 neue Oberleitungsmasten aufgestellt und rund 2.000 Meter Fahrdraht eingehängt worden, teilte die Deutsche Bahn am Montag mit. Für die Elektrifizierung der S4 seien insgesamt 30 neue Strommasten und rund 5.000 Meter Leitung nötig. Neben der Elektrifizierung wurden den Angaben zufolge drei Kilometer neue Gleise für die S-Bahn und Fernbahn verlegt, zehn neue Weichen verbaut und auf 400 Metern neue Lärmschutzwände aufgestellt.

In Deutschland dauert ein großes Schienenprojekt wie die S4 bis zu 20 Jahre bis zur Fertigstellung, heißt es aus dem Bundesverkehrsministerium. Vor allem dann, wenn es viele Einwände und Klagen gibt. Nach Angaben der Deutschen Bahn liegen aktuell 150 Einwendungen gegen die aktuellen Pläne der S4 zu den ersten beiden Streckenabschnitten in Schleswig-Holstein vor.

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